Während meiner Kindheit und auch später noch (ich habe es mittlerweile wohl ein Dutzendmal gelesen), habe ich das Buch als wirklichen Abenteuerroman verschlungen, vor dem angenommenen Hintergrund, dass Karl "Krümel" Löwenherz nach seinem Tod tatsächlich nach Nangijala kommt und dort seinen über alles geliebten Bruder wiedertrifft.Įrst als erwachsenene Leserin, eigentlich erst richtig beim lezten Mal, habe ich die andere Perspektive zugelassen, dass es sich bei den Abenteuern der beiden Brüder um eine Fieberfantasie des todkranken Jungen handelt, an deren Ende sein tatsächlicher physischer Tod steht - den er bezeichnenderweise in seiner Fantasie gemeinsam mit seinem Bruder erlebt. Die Geschichte der beiden Brüder Karl und Jonathan Löwe, genannt Löwenherz, die nach ihrem Tod nach Nangijala, in das Land der Sagen und Abenteuer, gelangen und dort all ihren Mut, ihre Menschlichkeit und ihre Geschwisterliebe benötigen, um sich dem grausamen Tyrannen Tengil von Karmajaka zu stellen, kann man auf unterschiedlichen Ebenen lesen. Gleichzeitig ist es ein Buch über den Tod.und über die Dinge, die vielleicht danach kommen. Dies gilt auch für die "Brüder Löwenherz."Įs ist ein Fantasy-Roman, geschrieben Anfang der Siebzigerjahre, als dies noch kein ausuferndes Genre war. Wer sich mit dem Werk von Astrid Lindgren jenseits von den Bullerbüs und Pippi ein wenig auskennt, weiß, dass wenig fröhliche Themen wie Armut, soziale Not, Krankheit und auch Tod darin durchaus ihren Platz haben.
Das ist wohl darauf zurückzuführen, dass es sich um eines der düstereren Bücher der Schwedin handelt. Mit den Büchern von Astrid Lindgren bin ich aufgewachsen, an die "Brüder Löwenherz" geriet ich jedoch erst relativ spät - da war ich wohl schon elf oder zwölf.